Tannheimer Tal – Mehrseillängenrouten klettern

Tannheimer Berge – Mehrseillängen Routen sanieren

Schusterführe – ein Klassiker

Die Hochwiesler Schusterführe wurde bereits 1959 von L. Schuster und J. Tauscher mit einem Hanfseil und ein paar Normalhaken erstbegangen. Eine äußerst spektakuläre Leistung, die mit dem damals höchsten Schwierigkeitsgrad 6 bewertet wurde.

Nicht sehr professionelle Sanierung

In den vergangenen Jahren wurde die Kletterroute zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichem Hakenmaterial saniert. Und dennoch gab es Passagen, an denen man vom Stand aus 6 – 8 Meter bis zum ersten Sicherungspunkt klettern musste. Das bei nicht immer zuverlässigem Gestein. Die Folgen eines Griffausbruches vor dem ersten Haken darf man sich gar nicht ausmalen.

Unnötige Gefahren

Jedes Mal, wenn ich in der Route kletterte, ärgerte ich mich über die unnötigen Gefahren. Doch wer soll sich die Mühe machen, diese zu eliminieren. Schließlich gibt es keine Entlohnung für eine solch aufwändige und gefährliche Arbeit.

Gebietskenner

Als Gebietskenner der Tannheimer Berge und Routen Erschließer fühle ich mich auch ein bisschen verantwortlich. Meiner Meinung nach dürfen keine schweren Unfälle wie vor der Bohrhaken Zeit in diesem viel besuchten Gebiet passieren. Ich möchte aber auch nicht, wenn man durch Bohrhakenleitern klassische Routen in ihrer Art zu sehr verändert. Die Mischung zwischen Tradition und Moderne macht es aus.

Solo mit 25 Kilogramm schwerem Rucksack

So nahm ich mein Herz in die Hand und kletterte an einem Montagnachmittag mit einem 25 Kilogramm schweren Rucksack (Seile, Bohrhammer, Akku Flex, Haken, Hammer, Express Schlingen, Jümar, Doppelseil u.a.) solo über die Nordseite im 3. Grad auf den Gipfel des Hochwieslers.

Bruchhaufen

Am frühen Abend war ich mir sicher, dass niemand mehr in der Wand klettert. Das kontrollierte ich zusätzlich von oben. Stück für Stück und ganz langsam arbeitete ich mich abseilend tiefer. Dabei machte ich mir einen Plan wo Haken neu gesetzt oder verändert werden sollten. Gerade in der letzten Seillänge steckte der erste Schwerlastanker aus billigem Stahl mind. 6 Meter über dem Standplatz. Die Griffe dorthin schauen gut aus, doch in Wirklichkeit ist es ein Bruchhaufen. Bereits wenige Schläge mit dem Hammer reichten aus, um eine ca. 1 m auf 0,5 m große Schuppe zu lockern. Genauso, wie ich es beim letzten Durchstieg vermutet hatte. Nachdem ich ein zweites Mal kontrollierte, dass um 18.00 Uhr niemand mehr unter der Wand entlang geht, hebelte ich mit der Hammerspitze die losen Gesteinsbrocken ab und lies ihrer Schwerkraft freien Lauf. In Gedanken schwirrte ein Szenario durch den Kopf, bei dem ein Kletterer diese Schuppe belastet, herausreißt und abstürzt…

Das darf nicht passieren

Der aufkommende Abendwind bereitete mir weitere Sorgen. Was wäre, wenn sich beim Abziehen mein Seil um eine Felsnase wickelt und ich in der überhängenden Südwand, kurz vor Dunkelheit, stecken bleibe? Oh no, das darf nicht passieren. Ganz vorsichtig bewegte ich mich weiter und setzte all meine Erfahrung ein, um sicher den Wandfuß zu erreichen. Dabei wurden weitere Bohrhaken aus rostendem Stahl ab geflext und durch Edelstahlhaken an strategisch besseren Orten ersetzt.

Gutes Gefühl

Es war bereits 19.30 Uhr als ich das letzte Mal vom Boden aus das 60 Meter lange Doppelseil abzog und in meinem Rucksack verstaute. Und dabei hatte ich das gute Gefühl, etwas für die kletternde Allgemeinheit getan zu haben. Denn jeder Unfall, der passiert, ist einer zu viel.

Topo zur Route

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