April 2024
Wanderschuh Test
Wanderschuh Test für Bergtouren in wechselndem Terrain bis ca. 3500 Meter
Als Bergführer bin ich viel auf Wandertouren, leichten Klettertouren und Klettersteigtouren unterwegs. Ich wundere mich schon jahrelang mit welch unterschiedlichem Schuhmaterial meine Gäste auftauchen. Von Joggingschuhen über billige Wanderschuhe bis zu schweren Hochtouren Bergstiefeln ist alles dabei.
Der europäische Markt ist übersättigt mit Wanderschuhmodellen für Spezialbereiche des alpinen Bergsteiges bis zur Schneegrenze. Denn dort ist die Masse der Alpen Touristen unterwegs.
Es gibt:
Trailrunningschuhe.
Leichte und billige Hikingschuhe für befestigte Wege.
Stabile Wanderschuhe für unbefestigt Wege mit Geröllpassagen.
Halbhohe Wanderschuhe, die auch für leichtes Klettern (Scrambling) nutzbar sind.
Zustiegsschuhe für Kletterer und Klettersteig Begeher.
Leichte und schwere Hochtourenschuhe.
Vor- und Nachteile:
Alle diese Modelle haben Vor- aber auch Nachteile. So ist die Sohle von günstigen Hikingschuhen oft mit billigem Plastikanteil vermischt. Das macht den Wanderschuh auf feuchtem Fels rutschig und gefährlich.
Zustiegsschuhe haben eine gute Sohle mit „Climbingzone“. Meist sind diese Modelle aber sehr leicht und weisen deshalb nur unzureichende Dämpfungeigenschaften im Fersenbereich auf. Bei langen Abstiegen spürt man das in Knie und Rücken.
Trailrunningschuhe sind gut gedämpft, fühlen sich aber unstabil bei leichten Kletterpassagen oder Klettersteig Touren an. Die Sohle ist zu weich und im Fels ungeeignet.
Schwere Wanderschuhe haben meist eine gute Sohle mit viel Profil. In diesem Profil kann sich bei feuchtem Untergrund der Schmutz festsetzen, so dass das Bergabgehen in matschigem Gelände zur „Schlitterpartie“ wird. Zudem hat man mit einer dicken Profilsohle kein gutes Gespür in leichten Kletterpassagen oder beim Begehen eines Klettersteiges.
Hochtourenschuhe sind zu schwer und zu stabil für alpines Wandern/Klettersteige bis zur Schneegrenze. Man kann nur ungenügend abrollen und benötigt dafür zu viel Kraft. Reibungsklettern (z. B. in Klettersteigen) ist unmöglich.
Auf manch altmodisches Design von schweren Wanderschuhen (schwarz, grau, dunkelgrün) möchte ich speziell gar nicht eingehen, wird aber immer mehr zum Thema. Gerade bei modisch orientierten Bergmädels.
Salomon Alpinway:
Mit einem internationalen Team von Salomon habe ich mich mehrere Jahre lang bemüht, einen technischen Wanderschuh zu entwickeln, der alle die von mir genannten Kriterien erfüllt. Wir nannten das Projekt „Alpinway“.
Anforderungen im „Alpinway“ Sektor:
Der Schuh muss leicht sein und stylisch aussehen.
Der Schuh muss einfach zu schnüren sein.
Der Schuh muss ein angenehmes Fußbett aufweisen.
Die Sohle muss aus einer hochwertigen Gummimischung bestehen, so dass man auch auf nassem Fels stabilen Halt erlangt.
Das Sohlenprofil muss so angeordnet sein, dass sich bei matschigen Bedingungen der Lehm nicht zwischen den Noppen festsetzen kann und dadurch die Sohle rutschig wird.
Der Schuh muss eine „Climbingzone“ für leichte Klettertouren (bis UIAA 4) und Klettersteige aller Schwierigkeitsgrade aufweisen.
Im Vorderfuß Bereich muss die Sohle dünn sein, um beim Klettern/Klettersteig das richtige Zehengefühl zu erlangen. Im Fersenbereich muss der Schuh eine gute Dämpfungszone aufweisen, so dass lange uns steile Abstiege nicht zur Tortur werden.
Also, zwei Schuhe in einem: Vorne ein „Zustiegsschuh“ und hinten ein „Trailrunningschuh“.
Der Schuh muss eine dünne Gamasche besitzen, so dass in Geröllpassagen so gut wie keine Steinchen ins Innere gelangen können.
Der Schuh muss im Zehenbereich mit einem Gummirand versehen sein, der beim Klettern/Klettersteig vor Abrieb schützt.
Es war eine gewaltige Aufgabe, all diese Kriterien in einem Modell zu berücksichtigen. Doch nun ist der erste „Alpinway“ Schuh von Salomon auf dem Markt erhältlich. Es ist das S/LAB Modell in der höchst qualitativen Ausführung.
Im Laufe der Zeit werden weitere Modelle mit dem gleichen System, aber in einer etwas günstigeren Variante erscheinen. Dann auch als Halbschuh oder knöchelhoch.