Roggalspitze Westwand – Route “Wolkenbraut”

Roggalspitze Nordkante

Die Roggalspitze Nordkante zählte jahrelang zu den schönsten Genussklettereien in den nördlichen Kalkalpen. Eine Tour, die man gemacht haben muss. Rechts daneben, in der plattigen Westwand, wurden im Laufe der Jahre weitere und teils hochgelobte Routen eröffnet.

Wolkenbraut – eine Kletterperle

Im Vorarlberg Kletterführer blieb ich immer wieder an der „Wolkenbraut“ hängen. Von Kletterperle und herrlich Wasser zerfressenem Fels wird geschrieben. Die Schwierigkeiten human und die Absicherung scheinbar perfekt. Bei der weiteren Recherche im Internet fand ich aber so gut wie keine aussagekräftigen Erfahrungsberichte. Das brachte mich zum Nachdenken. Denn heutzutage, im Zeitalter des Postens, wird doch über jede Tour und jede schwere Kletterpassage ausführlich berichtet.

Das Problem der Westwand

Leider hatte es in der Nacht vor unserer Begehung kurz und stark geregnet. Doch am nächsten Morgen war der Himmel wieder klar und die Temperaturen warm. Also, beste Bedingungen für eine Schattentour bei 35° in der Sonne. Doch schnell stellte sich das Problem dieser Westwand heraus. Mehrere Grasbänder, die in der Wand eingelagert sind, saugen sich bei Nässe wie ein Schwamm voll. So ist der untere Wandteil bei Restfeuchtigkeit ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen. Man klettert zwischen den Haken auf nassen Platten und rutschigem Gras. Die Reibungssohlen der Kletterschuhe sind feucht und lehmig. Ein versehentliches Ausrutschen könnte schwerwiegende Folgen mit sich führen, da nur wenige Bohrhaken im leichten Gelände stecken.

Herrliche Wasserrillen

Der obere Wandteil ist plattig und kompakt. Herrliche Wasserrillen ziehen sich durch einen markanten Kalkriegel. Dieser wurde von den gebietskundigen Erstbegehern genutzt, um in einer nicht ganz logischen Linie die besten Kletterpassagen miteinander zu verbinden. Aber hervorragend und gut abgesichert, wie im Führer beschrieben, würde ich anders definieren. Die Hakenabstände sind manchmal recht weit auseinander, so dass man auch zwischen den Sicherungspunkten im unteren 7. Schwierigkeitsgrad fit sein sollte. Ein Sturz könnte bei dem scharfen Fels recht schmerzhaft enden.  

Der Schwierigkeitsgrad

Auch der im Führer angegebene Schwierigkeitsgrad ist meiner Meinung nach eher tief gegriffen. Ich habe ihn in meinem Topo um einen halben Grad heraufgesetzt. Wiederholer dürfen dies bestätigen oder revidieren.

Die bessere Einstiegsvariante

Den „Kerstin Grundke Gedächtnisweg“ entdeckte ich erst bei der Nachbetrachtung der „Wolkenbraut“. Dabei fand ich heraus, dass dieser eine bessere Einstiegsalternative zu den tollen Plattenseillängen im oberen Wandteil darstellt. Der Felsriegel ist kompakt und wenig grasdurchsetzt. Die Absicherung im Plaisirstil gehalten.

Somit empfehle ich die Kombination zweier Routen, um die besten Seillängen der gesamten Westwand miteinander zu verbinden.

 

Routeninfos:

Berg:
Roggalspitze, 2673 m

Gebiet:
Lechquellengebirge

Lage:
Spullersee, ca. 12 Kilometer westlich von Lech am Arlberg.

Routen:
„Wolkenbraut“ in Kombination mit „Kerstin Grundke Gedächtnisweg“.

Exposition:
Westwand

Schwierigkeit/Länge:
„Kerstin Grundke Gedächtnisweg“ 6 /130m  –  „Wolkenbraut oben“ 7 / 330m

Charakter:
Eine Kombination an der Westseite der Roggalspitze, die den unteren Wandteil mit dem oberen Wandteil verbindet. Großteils fester und herrlicher Plattenkalk. Leider muss eine längere Gehpassage zwischen den Touren in Kauf genommen werden.

Prädikat:
An heißen Sommertagen eine Alternative zu südseitigen Klettertouren, bei der man meist allein unterwegs ist.

Absicherung:
„Kerstin Grundke Gedächtnisweg“ – laut Kletterführer mit Edelstahl Schwerlastankern sehr gut abgesichert.

„Wolkenbraut oben“ – ebenfalls mit Edelstahl Schwerlastankern abgesichert. Die Hakenabstände sind teilweise recht sportlich. Der 7. Schwierigkeitsgrad sollte beherrscht werden.

Mobile Absicherungsmöglichkeit:
Kleine – mittlere Friends/Camalots können ab und zu eingesetzt werden.

Zufahrt:
Über den Arlbergpass und den Flexenpass nach Lech. Oder von Reutte in Tirol durch`s Lechtal, bzw. über den Bregenzerwald und den Hochtannbergpass nach Lech am Arlberg.
In Lech zweigt man gegenüber dem Hotel „Post“ nach Zug ab und folgt der Straße bis zur Mautstelle.
Zwischen 9.00 Uhr und 15.30 Uhr ist das Befahren der Mautstraße mit dem eigenen Pkw verboten. In dieser Zeit muss der öffentliche Wanderbus benutzt werden.
Fährt man mit dem eigenen Pkw auf der Mautstraße weiter (20,- Euro), gelangt man nach ca. 5 Km zu einer Gabelung. Dort nach links der Ausschilderung Spuller See/Ravensburger Hütte (Übernachtungsmöglichkeit) folgen. Parkplatz an der Staumauer.

Natürlich kann man die Strecke auch mit dem Fahrrad vom Fischteich in Zug (Parkplatz 9,- Euro) bis hinter die Ravensburger Hütte bewältigen (siehe Bild). Fahrzeit ca. 1,5 Std. Mit dem E-Bike geht`s schneller.

Zustieg:
„Kerstin Grundke Gedächtnisweg“

Von der Ravensburger Hütte den Weg Richtung Roggalspitze nach rechts in Richtung Alpsee gehen (Fahrraddepot). Ab hier führen Steigspuren zum Normalweg der Roggalspitze. Diesem Pfad folgt man über steile Serpentinen, bis man die Wiesenhänge nach links zum Wandfuß queren kann. Gehzeit von der Ravensburger Hütte ca. 1 – 1,5 Std.

Zum Original Einstieg der „Wolkenbraut“ folgt man von der Ravensburger Hütte dem Weg gerade hinauf zur Roggalspitze Nordkante. Knapp unterhalb dieser quert man über Geröll und Schrofen nach rechts zum Wandfuß. Der Einstieg ist mit der Schrift WB markiert.

Abstieg:
Vom Gipfel über die teilweise markierte und im unteren Bereich mit Drahtseilen gesicherte Südrinne. Ca. 1,5 – 2 Std bis zur Ravensburger Hütte.

Das Abseilen über die Westwand ist nicht zu empfehlen.

Führer:
Alle wichtigen Infos und Topos findet man im Auswahlführer vom Panico Verlag mit dem Titel: „Alpinkletterführer Vorarlberg“