Die durchgehend senkrechte bis überhängende Westwand der Großen Zinne schließt im oberen Wandteil mit einem markanten und mehrere Meter ausladenden Felsdach ab. Meine Idee war es, im linken Bereich der Westwand eine eigenständige Freikletterlinie zu kreieren. Auf Grund der schlechten (brüchigen) Felsqualität im unteren Bereich verwarf jedoch einen ernsthaften Versuch. Nach längerer Überlegungszeit änderte ich den Plan und nutzte die bereits gut eingerichtete und ausgeputzte “Via Marco Zambelli” bis zur sechsten Seillänge. Von hier leitet “Palast der Winde” in eigenständiger Linie links haltend unter das große Dach. Der weit ausladende Überhang weist auf Grund quer verlaufender Risse gut kletterbare Felsstrukturen auf. Nach Überwindung des Daches geht es in direkter Linie über anfangs geneigte, dann steiler werdende Felspartien bis zum Ringband der Großen Zinne, von dem aus man die letzten Meter zum Gipfel ersteigen kann.
“Palast der Winde” ist dem Stil der “Via Marco Zambelli” angepasst und wurde auf Grund der nicht immer ganz zuverlässigen Felsqualität mit Bohrhaken ausgerüstet.
ROUTENINFOS
Gebiet:
Drei Zinnen – Sextner Dolomiten (ITA)
Talort:
Misurina – Von Toblach oder Cortina de Ampezzo erreichbar.
Gipfel:
Große Zinne, 2999 m
Exposition:
Westwand
Route:
„Via Marco Zambelli” mit Variante “Palast der Winde”
Schwierigkeitsvorschlag:
7b
Absicherung:
Die gesamte Route ist ausreichend mit 10 mm Bohrhaken abgesichert.
Kletterlänge:
350 Meter – 10 Seillängen + 10 m Querung in der 3. SL
Ausgangspunkt:
Auronzo Hütte, 2320 m
Über eine Mautstraße vom Ort Misurina mit dem Auto bequem erreichbar.
Zustieg:
Von der Auronzo Hütte auf dem Normalweg zur Westlichen Zinne bis in die markante Scharte zwischen den zwei Zinnen. Hierbei ist es wichtig von Süden her die richtige Aufstiegs-Rinne zu erwischen. Gehzeit: Ca. 45 Minuten vom Parkplatz. Danach steigt man die entgegengesetzte Rinne ca. 100 Meter in Richtung der Nordwände wieder ab. Der Einstieg befindet sich bei einem schwach ausgeprägten Pfeiler mit Einstiegsbohrhaken. Man kann hierher auch von Norden unschwierig durch die große Nordseiten-Rinne gelangen.
Material:
Helm, 50 Meter Doppelseil, 12 Express, 2-3 Schlingen,
Charakter:
Eine gut gesicherte Route mit schönen Kletterpassagen und einem eindrucksvollen Abschlussdach. Im unteren und oberen Teil incl. des Daches ist die Felsqualität gut. Nur in den zwei SL bis zum großen Überhang sollte ab und zu mit etwas splittrigen Passagen gerechnet werden. Sofern die Route öfters geklettert wird, kann sich die Felsqualität nur verbessern.
Abstieg:
Vom Ausstieg auf dem großen Ringband folgt man am besten den Wegspuren mit teilweise großen Steinmännern nach rechts bis zum Normalweg auf der Südseite.
Ein Abseilen über “Palast der Winde” kann wegen dem großen Dach nicht empfohlen werden. Möglich ist aber das Abseilen über die “Via Marco Zambelli”, bei der wegen der Überhänge Zwischenhaken eingehängt werden müssen. Der Ausstiegs-Standplatz von “Palast der Winde” und der “Via Marco Zambelli” ist der Gleiche.
Tipp:
Die Route ist bedeutend kürzer als die klassischen Nordwand Routen, so dass man hier mit einem geringeren Zeitaufwand rechnen kann.
Mit einer genüsslichen Kletterei in der Sonne sollte man nicht unbedingt spekulieren. Sie streift nur nachmittags den oberen Wandteil.
Die Route ist anspruchsvoll aber nie gefährlich – Das war mir bei der Erstbegehung wichtig!
Der Original Einstieg der „Via Marco Zambelli” ist nicht gut zu finden. Empfehlenswert ist der Zustieg von der Scharte wie im Topo beschrieben.
Der Routenname bezieht sich auf das außergewöhnliche Bauwerk in Indien mit den ausladenden Balkonen, ähnlich unserer Route mit dem großen Dach, über dem man wie auf einem riesigen Balkon steht.
Hawa Mahal „Palast der Winde“ ist ein architektonisch außergewöhnliches Bauwerk in der Altstadt von Jaipur (Indien); es ist ein Teil des riesigen Stadtpalasts der hiesigen Maharajas. Das den verschwenderischen Lebensstil der Raiputenfürsten dokumentierende Lustschloss wurde von Maharaja Sawai Pratap Singh im Jahr 1799 erbaut und ist als eine der Hauptsehenswürdigkeiten Indiens in aller Welt bekannt.
Das fünfstöckige – nur etwa fünf bis acht Meter tiefe – Gebäude mit der von zahllosen Balkonen dominierten Fassade besteht aus rotem und rosa Sandstein mit Verzierungen aus Branntkalk und diente allein dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf die zu Ehren des Herrschers oder an religiösen Festtagen veranstalteten pompösen Festumzüge zu ermöglichen, ohne selbst sichtbar zu sein. Die Fassade zur Straße enthält 953 kleine, kunstvoll gestaltete und vergitterte Fenster, die eine ständige, ein wenig kühlende Luftzirkulation gewährleisten, daher der Name Wind-Palast (hawa = Wind,mahal = Palast). Die Gitterfenster ermöglichten es den Frauen des Hofes, unbeobachtet das Treiben auf der Straße verfolgen zu können.
Eine weitere Bedeutung fand “Palast der Winde” in einem Bestsellerroman, der aber nichts mit dem oben genannten Bauwerk zu tun hat.
Palast der Winde ist ein Historienroman von Mary M Kaye aus dem Jahr 1978. Es ist eine Wiedergabe indischer Geschichte des 19. Jahrhunderts, die durch die erfundene Lebensgeschichte des britischen Offiziers Ashton Pelham-Martyn (genau: Ashton Hilary Akhbar Pelham-Martyn, kurz: Ash) veranschaulicht wird. Die Geschichte ist eine gelungene Mischung aus Abenteuerroman, Kriegsepos und Liebesroman und wurde weltweit bereits 15 Millionen Mal verkauft.
Quelle: wikipedia