Ciavaces Südwand – Via Roberta 83
Die “Via Roberta 83” wurde zu Beginn der alpinen Sportkletterära in den Dolomiten an der Ciavazes Südwand erstbegangen. Neu war, dass dabei nicht mehr nur natürlich absicherbare Kletterstrukturen wie Risse gesucht wurden, sondern vielmehr die kompakten Felsplatten. Zur Absicherung wurden von Hand geschlagene 6 mm Bohrhaken in weiten Abständen eingesetzt. Ein Novum in der eher konservativen Bergsteigerszene der Dolomiten. Dennoch entwickelte sich die Tour schnell zu einem “Testpeace” der alpinen Sportkletterer.
In den letzten Jahren fast in Vergessenheit geraten, erlebt die Tour auf Grund neuer Bohrhaken mit etwas humaneren Abständen eine Renaissance und lohnt auf jeden Fall einen Besuch.
ROUTENINFOS
Gebiet:
Sella Gruppe – Dolomiten (ITA)
Talort:
Canazei bzw. Gröden – Von beiden Seiten über die Sella-Passstraße bis direkt unter die Südwand des Ciavazes.
Gipfel:
Ciavazes, 2580 m
Die Route endet am Gamsband in Wandmitte
Route:
„Via Roberta 83″
Exposition:
Südwand
Schwierigkeitsvorschlag:
7a + oder 6c/A 0 (7b+ laut Routensanierer Alberto De Giuli, sofern in Hakenlinie geklettert wird)
… If you climb directly the route becomes 7b+/7c. (De Giuli)
Absicherung:
Die gesamte Route ist Anfangs mit Klebehaken, dann mit 10 mm Schwerlastankern ausreichend abgesichert.
Kletterlänge:
275 Meter – 9 Seillängen
Ausgangspunkt:
Parkplatz an der Sella Passstraße, direkt unter der Ciavazes Südwand.
Keine Wertsachen im Auto lassen!
Zustieg:
Vom Parkplatz den Steigspuren in ca. 15 Minuten bis unter die Südwand folgen. Der Einstieg befindet sich im linken, plattigen Wandteil hinter einer kleinen Moräne. Klebehaken weisen den Weg unter ein markantes Dach.
Material:
Helm, 60 Meter Doppelseil, 12 Express, 2-3 Schlingen, evtl. kleine bis mittlere Cams/Friends
Charakter:
Eine hervorragend schöne und zugleich fordernde Route.
Im unteren Wandteil herrscht technische Plattenkletterei mit vielen versteckten Grifflöchern vor. Im oberen Teil wird es dann eher athletisch.
Abstieg:
Vom Ausstieg auf dem großen Gamsband den Steigspuren nach links folgen. Am Ende des Bandes in leichter Abstiegskletterei (II) zurück zum Einstieg (ca. 1,5 Std.).
Es besteht die Möglichkeit mit einem 60 Meter Doppelseil über die Abseilpiste zurück zum Einstieg zu gelangen.
Prädikat:
Sehr empfehlenswert!
Anmerkung:
In verschiedenen Topos und Internetberichten gibt es durchaus unterschiedliche Schwierigkeitsangaben. Meiner Meinung nach am wenigsten zutreffend ist die im Auswahlführer “Alpine Sportkletterrouten Nördlichen Dolomiten”. Dort ist nicht nur das Routenbild sehr ungenau, sondern auch der Einstieg falsch beschrieben. Die darin angegebene Schwierigkeitsbewertung ist mit 7a subjektiv wenig nachvollziehbar. Über das athletische Dach und danach bis zum Bohrhaken mit der Schlinge ging es im “onsight” noch recht gut. Doch dann kommt erst die schwere Aufrichter-Stelle zum Schluss. Für mich war die Seillänge schwieriger als beide Schlüsselstellen der “Priz” (7b), die ich ohne die zusätzlich geschlagenen Griffe klettern konnte. Scheinbar kann man neben den Bohrhaken etwas leichter durchkommen. Doch da stellt sich dann das Problem des Einhängens. Wie auch immer – ich fand es richtig schwer und hab mich lange geärgert, dass ich ganz zum Schluss der Seillänge noch rausgeflogen bin.
Tipp:
Die Route sollte nur in trockenem Zustand angegangen werden.