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Dolomiten Klettern – Tofana di Rozes “Pilastro – Führe”

Die “Pilastro-Route” war früher ein extremer Dolomitenklassiker. Auch heute noch ist sie, wenn “frei geklettert”, eine spannende Herausforderung.

Tofana di Rozes – Südostwand – Pilastro

Sobald die ersten Sonnenstrahlen das riesige Bollwerk der Tofana Südwand erreichen, erleuchten ihre Pfeiler in farbenfrohen Tönen von rot über grau bis zu hellem gelb. Eine Architektur aus Urzeiten wie sie schöner nicht sein könnte. 
Mehrmals schon kletterte ich auf modernen aber auch klassischen Routen in herrlich griffigem Fels der Gipfelhochfläche entgegen. Nie wurde ich enttäuscht. 

Diesmal entschieden wir uns für den allbekannten „Pilastro“ am 2. Südwandpfeiler. Ein Klassiker der in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts zu dem bekanntesten Extremtouren der Dolomiten zählte. Die zwei Dächer in Wandmitte, früher mit Strickleiter überwunden, stellen heutzutage fordernde Schlüsselstellen im oberen 7. Schwierigkeitsgrad dar. Doch eher selten sind hier Alpinisten mit wirklichen „Rotpunkt Gedanken“ unterwegs. Denn die alten Normalhaken mit teils vermoderten Schlingen wirken nicht gerade ermutigend. 
Für uns war es eher ein sonniges Ausweichziel, nachdem wir tags zuvor im eiskalten Nordwandfeeling eine kräftezehrende 12 Seillängen Ausdauerroute im oberen 8. Schwierigkeitsgrad „on sight“ klettern konnten. 
Doch wir wurden eines anderen belehrt. Denn die schweren Seillängen im Mittelteil des „Pilastro“ erwiesen sich in Freikletterei als sehr athletisch und anspruchsvoll. An „Spazierengehen“ in der Sonne, wie gedacht, war da nicht mehr zu denken. 

Die veröffentlichten Topos weichen teilweise von unserer persönlichen Einschätzung im Schwierigkeitsgrad bei einer durchgehenden Rotpunktbegehung ab. 

Deshalb unser Bewertungsvorschlag des schwierigen Abschnitts: 

9. SeillängeErstes Dach 
Das imposante Rissdach ist ordentlich gesichert und auch im „on-sight“ relativ gut zu lesen. Die Bewertung der athletischen Kletterei dürfte mit 7+ passen.

10. und 11. SeillängeGelbe Wand zwischen den Dächern 
Die 10. und 11. Seillänge ist vom Stand auf dem Band ohne Probleme bis unter das nächste Dach zusammenhängend zu klettern. Der Fels sieht nicht immer sehr zuverlässig aus, ist aber gut abgeräumt. Den Schwierigkeitsgrad beider Seillängen zusammen würden wir mit 6+ angeben.

12. SeillängeZweites Dach
Das zweite Dach ist etwas kleiner als das erste. Doch schon beim Anklettern zur Schlüsselstelle muss man sich konzentrieren. Im Dachgrund selbst stellt sich dann auf einmal die Frage, geht es links, rechts oder genau über die Dachkante. Viele weiße Magnesia Spuren geben wenig Aufschluss darüber. Dazu kommt noch das Kräfte zehrende Einhängen der teils maroden Schlingen. Im „on-sight“ eine wirklich komplizierte Aufgabe. Unserer Meinung nach ist das zweite Dach anspruchsvoller zu lesen als das erste. Der Schwierigkeitsgrad 7 passt nur, wen man die Grifffolge genau kennt. Im „on-sight“ tendieren wir eher zu 7+.

13. SeillängeUnangenehmer, oft nasser Kamin 
Schon vom Standplatz erweckt der große und nach oben hin überhängende Kamin einen etwas ungemütlichen Eindruck. Kleinsplittrig gelber und nach oben hin feucht schwarzer Fels trägt dazu bei.
Wie der Schwierigkeitsgrad 6+ in div. Topos zustande kommt ist uns ein Rätsel. Auch hier versuchten wir im „on-sight“ die leichteste Variante herauszufinden. Geht man zu tief in den Kamin, steckt man auf einmal im Überhang fest. Der Körper klemmt, die Füße baumeln im Leeren. Quert man aus dem Kamin in die Wand hinaus, wird es schwierig die Normalhaken zu klippen…
Unserer Einschätzung nach stellt diese Seillänge in Freikletterei eindeutig die Schlüsselstelle der gesamten Tour dar. Vielleicht waren wir aber auch nur zu doof eine dementsprechende leichte Lösung zu finden…
Der Schwierigkeitsvorschlag unserer Variante im „on-sight“ liegt mind. bei 7+.

Ab der 14. Seillänge folgt man der durchziehenden Kaminreihe bis zum großen Band auf dem man unschwierig nach links hinaus quert. Haken findet man wenig.

Fazit: 
Die „Pilastro-Route“ ist ein viel begangener Klassiker, der wahrscheinlich eher selten durchgehend Rotpunkt geklettert wird. Während unserer Begehung waren sechs Seilschaften in der Route die sich jeweils technisch über die Schlüsselstellen hangelten. Doch auch hier sollte man den 6. Schwierigkeitsgrad im alpinen Gelände bei nicht immer zuverlässiger Absicherung beherrschen. Durchgehend frei geklettert gibt es nur ein paar wirklich schwierige Seillängen, doch die Gesamtheit macht es aus.

Zeitansatz: 
Im Bezug auf die benötigte Zeit gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Von 5 – 7 Stunden bis zu 7 – 9 Stunden findet man alles. In Freikletterei dürfte 6 – 8 Stunden ein guter Mittelwert sein.

Zeitpunkt des Einstieges:
Ende August kommt um ca. 8.00 Uhr die Sonne in die Wand. Auf Grund der Popularität der Route sollte man nicht am Wochenende und grundsätzlich sehr früh einstiegen. Denn ein Überholen anderer Seilschaften während der Begehung ist nur schwer möglich.

Zu- und Abstieg: 
Der Zustieg zur Wand und der Rückweg vom Ausstieg ins Tal kann problemlos mit Turnschuhen bewältigt werden.
Für einen Rückzug aus der Route sind die Standplätze nicht eingerichtet.

Exposition: 
Auf Grund der südseitigen Ausrichtung klettert man ganztags in der Sonne, was zu einem erhöhten Flüssigkeitsbedarf führt. Daran sollte man denken.

Jahreszeit:
Die Wand ist vom Frühjahr bis in den Spätherbst zu begehen.

Prädikat:
Alpinistisch sehr empfehlenswert!

(Geklettert mit Jürgen Oblinger im Sommer 2012)

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