Klettern an der Roten Wand bei Lech am Arlberg

Der mächtigste Berg und gleichzeitig die zweithöchste Erhebung im Lechquellengebirge bei Lech am Arlberg ist die rote Wand. Fast zwei Kilometer breit und bis zu 400 Meter hoch ist das wuchtige Felsmassiv auf seiner Südseite, das seinen Namen der rötlichen Färbung im oberen Wandteil verdankt. Der Fels ist bis in 2/3 Wandhöhe fest und griffig. Nur der Gipfelaufbau wird von einem teilweise brüchigen Mergelgürtel durchzogen was den absoluten Genuss mancher Route etwas schmälert. Aus diesem Grund ist es z. B. ratsam nach den schweren Seillängen der Route „Zeit des reifen Mondes“ wieder abzuseilen. Bei „Kanaan“ und „Akrobat schöön“ fanden die Erstbegeher eine Möglichkeit den roten Schiefergürtel so zum umgehen, dass sich ein Gipfelaufstieg lohnt. “Ciao Rainer” ist eine Genusskletterei mit guter Bohrhakenabsicherung und deshalb eine der wenigen “Genießerrouten” im mittleren Schwierigkeitsgrad. 
Alle fünf von mir vorgestellten und selbst gekletterten Wege kann man zu den wirklich empfehlenswerten alpinen Sportklettereien im weiten Umkreis zählen. Und das Schöne daran ist, dass man an dieser Sonnenwand meist allein unterwegs ist und somit die Natur recht ursprünglich erleben kann.

Lage:
Ca. 12 Kilometer westlich von Lech am Arlberg.

Zufahrt:

Über den Arlbergpass und den Flexenpass nach Lech oder von Reutte durch`s Lechtal, bzw. über den Bregenzerwald und den Hochtannbergpass nach Lech am Arlberg.
In Lech zweigt man gegenüber dem Hotel „Post“ nach Zug ab und folgt der Straße bis zur Mautstelle.
Zwischen 9.00 Uhr und 15.30 Uhr ist das Befahren der Mautstraße mit dem eigenen Pkw verboten. In dieser Zeit muss der öffentliche Wanderbus benutzt werden.
Fährt man mit dem eigenen Pkw auf der Mautstraße (20,- Euro) weiter, gelangt man nach ca. 5 Km zu einer Gabelung. Dort nach rechts der Ausschilderung „Freiburger Hütte/Formarinsee“ (Übernachtungsmöglichkeit), bis zum Ende der geteerten Straße, folgen.
Natürlich kann man die Strecke auch mit dem Fahrrad/E-Bike bewältigen. Fahrzeit der ca. 10 Kilometer langen Strecke, rund 1 Stunde bei 300 Meter Höhenunterschied. Mit dem E-Bike geht`s schneller.

Zustieg:
Gleich vom Parkplatz direkt über einen begrünten Rücken gerade hinauf, bis man den Rand einer großen Karrenhochfläche erreicht. Dort befindet sich, etwa in der Mitte, ein plattiger Rücken, der am bequemsten durch die Blockhalden leitet. Zuletzt etwas steiler bis unter die Wand.

 

Die Routen:

KANAAN
Gut mit Klemmkeilen und Friends abzusichernde Tour in bestem Fels. Bereits ein Klassiker in diesem Schwierigkeitsgrad an der Roten Wand. Ab der 7. Seillänge beginnen die etwas brüchigen Ausstiegsschrofen.

Schwierigkeitsgrad:
Die Schwierigkeiten belaufen sich auf eine Stelle 6+, meist 6 und 5 bei einer Kletterlänge von 320 Metern, davon 90 Meter Ausstiegsschrofen.

Material:
Eine “sanfte Sanierung” wurde bereits durchgeführt. Alle notwendigen Haken stecken. Zusätzlich sind ein Satz Keile und Friends 1-3 empfehlenswert.

Einstieg:
Im rechten Wandteil der Südwand bei einem Riss, welcher sich in Falllinie der markant großen Verschneidung befindet. Links der großen Verschneidung erkennt man einen gelben Ausbruch.

Routenverlauf:
Nach der 2. Seillänge rechts weg über eine Platte und Rampe. Der weitere Verlauf zieht sich immer rechts der markanten Verschneidung.

Abstieg:
Über den Ostgrat (von unten gesehen rechts) zur Schulter abklettern. Hier steht meist ein Steinmann.
Nun nach rechts zu einem großen Block. Unter ihm befindet sich die erste Abseilstelle. Jetzt ca. 35 Meter abseilen. Von oben gesehen rechts befindet sich ein weiterer Abseilstand, der auf eine grasige Rampe führt. 30 m abseilen, der Rest zu Fuß.

 

AKROBAT SCHÖÖN
Eine der schönsten Genussklettereien im weiten Umkreis. Meist sehr guter Fels in wilder Umgebung.

Schwierigkeiten:
7- sowie die original gekletterte Querung der sechsten Seillänge, sonst häufig 6 und 6+. Nur wenige Strecken leichter. Ganz oben im Ausstieg 2 bei einer Kletterstrecke von 350 Metern.

Material:
Alle notwendigen Fixpunkte stecken. Ein ausgewogener Satz Keile und Friends ist empfehlenswert. Standplätze wurden mit Bohrhaken saniert. Ansonsten nur Normalhaken, die nicht immer fest sitzen. Ein Kletter-Hammer am Gurt, zum Nachschlagen einiger Normalhaken wäre empfehlenswert.

Einstieg:
Am Fuß eines auffallenden Pfeilers, der die gelbe Riesenverschneidung links begrenzt; etwa 1 ½ Stunden vom Parkplatz.

Routenverlauf:
Die Führe beginnt bei einer markanten, nach links aufwärts führenden Rampenverschneidung. Danach wird rechts die große Plattenzone auf dem Pfeilerrücken erreicht. An ihr setzt sich die Führe fort. Sie folgt immer dem Weg des geringsten Widerstandes bis zum Pfeilerkopf, unterhalb von rotgefärbten Felszonen. Mit kurzem Abstieg in die Südverschneidung wird eine auffallende Plattenrampe erreicht. Sie leitet rechts aufwärts und vermittelt den weiteren Durchstieg. Zum Schluss in einer Rinne zum Gipfel.

Abstieg:
Über den Ostgrat wie bei der Route Kanaan.

Tipp:
Nach der 8. Seillänge kann abgeseilt werden.

 

ZEIT DES REIFEN MONDES
Phantastische Verschneidungs- und Risskletterei in bestem Fels. Nach dem Zusammentreffen mit der Route „Don Genaro“ findet der Genuss allerdings durch das brüchige Mergelband ein jähes Ende. Man seile sich deshalb ruhig ungeniert ab.

Schwierigkeiten:
8- eine Stelle, oft 7- und 7. Selten wird`s leichter. Kletterlänge rund 270 Meter.

Material:
Normalerweise stecken die von den Erstbegehern geschlagenen Haken. Ein ausgewogener Satz Keile und Friends ist empfehlenswert. Die “sanfte Sanierung” der Route  ist schon lange geplant… Wer diesbezüglich aktuelle Infos hat, darf sich gerne bei mir melden. Kontakt

Einstieg:
Unter dem spitzen Hauptgipfel der Roten Wand erkennt man schon von weitem zwei plattige Verschneidungen. Durch die rechte, steilere Verschneidung, zieht die Route.
Der Weg zur Wand wurde oben schon ausführlich beschrieben.

Routenverlauf:
Die Kletterlinie zieht durch die auffallende Verschneidung in plattigem Fels gerade hoch.

Abstieg:
Es ist empfehlenswert nach den schwierigen Seillängen über die Route abzuseilen.

Bericht über die Erstbegehung 1985:
HIER

 

CIAO RAINER
Herrliche Kletterei an Wasserrillen und von Wasser zerfressenen Platten.

Schwierigkeiten:
6+, häufig 6. Einstiegsvariante von links im 7. Grad. Kletterlänge rund 260 Meter.

Absicherung:
Eine der wenigen mit Bohrhaken gut ausgerüsteten Klettertouren an der Roten Wand. Kleine und mittlere Friends(Cams können ab und zu eingesetzt werden, muss aber nicht unbedingt sein.

Einstieg:
Unter dem spitzen Hauptgipfel der Roten Wand erkennt man schon von weitem zwei plattige Verschneidungen. Durch die rechte, steilere Verschneidung, zieht die Route.
Der Weg zur Wand wurde oben schon ausführlich beschrieben.

Routenverlauf:
Die Kletterlinie zieht durch die auffallende Verschneidung in plattigem Fels gerade hoch.

Abstieg:
Es ist empfehlenswert nach den schönen Seillängen, am Beginn des roten Felsriegels, über die Route abzuseilen.

 

“QUELLE DER LEIDENSCHAFT”
Dieser Route im unteren 8. Schwierigkeitsgrad habe ich einen eigenen Topo Bericht gewidmet. Infos dazu findest Du HIER

 

Führer:
Alle wichtigen Infos und Topos findet man im Auswahlführer vom Panico Verlag mit dem Titel: „Vorarlberg“ 

Stand 2010/ 2021 aktualisiert