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Schweizereck an der Drusenfluh im Rätikon

Während die Kirchlispitzen im Rätikongebirge einem jeden alpin ambitionierten Sportkletterer ein fester Begriff sein müsste, ist das Schweizereck erst in den letzten Jahren in der Szene aufgetaucht. Eigentlich ist es nicht einmal ein richtiger Gipfel, sondern nur ein Gratausläufer der Drusenfluh Westwand. Trotzdem beeindruckt die steile, oft überhängende Wand wenn man zur 7. Kirchlispitze oder zum Schweizer Tor aufsteigt.
Als es an den Kirchlispitzen so gut wie kein Neuland mehr gab, wandten sich einheimische Spitzenkletterer dieser Wandflucht zu. Der Erste der in den zentralen Bereich einstieg, setzte gleich ein Zeichen das heute noch Bestand hat. 1988 wurde im Rätikon in der Route „New Age“ 10- der zehnte Grad eingeführt. Beat Kammerlander aus Vorarlberg begann hier was er mit den Freikletterlinien „WoGü“, „Unendliche Geschichte“ und „Silbergeier“ fortführte. Nämlich das Rätikon als Maßstab für die härtesten Kletterwege der Alpen zu setzen.
Die Route „Intifada“ 8/8+ gehört für mich zu den schönsten und abwechslungsreichen Achter-Routen die ich in den Alpen je geklettert bin. Die Homogenität des Schwierigkeitsgrades ist gleichzusetzen mit der Steilheit und Kompaktheit der Wand. Dreimal stieg ich dort ein, bis ich alle Seillängen im Vorstieg am Stück „gepunktet“ hatte. So groß war mein Ehrgeiz diesem herrlichen Weg in der Vertikalen einen Stil freien Rotpunktdurchstieg abzuringen.

Anfahrt
Über die Schweizer Autobahn von Chur oder Sargans kommend nach Landquart. Ab hier der Bundesstraße Richtung Klosters/Davos folgen. Im Ort Schiers geht es etwas verwinkelt links nach Schuders hinauf. Nach vielen Kehren erreicht man den kleinen Ort. Bisher wurde es geduldet, dass man den anschließenden Fahrweg bis zu seinem Ende an einer großen Alpe fährt. An dieser darf man aber nicht parken! Deshalb geht es nochmals einen immer schlechter werdenden Feldweg links zu einem kleinen Parkplatz hinauf. Hier kann man auch Zelten.
Wenn man auch die Muskelkraft bzgl. des kurzen Anstieges schont, ist es umso weniger schonend für das Auto. Das sollte man wissen.

Wichtig
Bis Ende Mai liegt meist noch so viel Schnee auf dem Weg, dass man nicht ganz bis zum Parkplatz fahren kann. Dann verlängert sich die Anmarschzeit.

Route INTIFADA 8/8+ (8- obl.)

Charakter
Sehr homogene, durchwegs, anspruchsvolle Kletterei die bis zur letzten Seillänge alles bietet was ein Kletterherz höher schlagen lässt. Vorausgesetzt man hat den Schwierigkeitsgrad im Griff und bringt genügend Ausdauer mit. Die Einzelstellen sind vielleicht in der berühmten „Dohle Jonathan“ 9- an der 7. Kirchlispitze schwerer, doch was die Kraftausdauer anbelangt fordert „Intifada“ etwas mehr.

Länge Ca. 240m – 8 Seillängen

Schwierigkeit
7 Seillängen im Schwierigkeitsgrad 8 bis 8+. Die einzige 7+ Seillänge ist auch nicht ohne.

Material
Die Route ist dem Schwierigkeitsgrad entsprechend mit Bohrhaken abgesichert. Ein paar kleine Keile können nicht schaden, muss aber nicht sein.

Einstieg
Vom Parkplatz des Grüscher Alplis folgt man dem Wanderweg in Richtung Schweizer Tor. Dieser leitet nach einer kurzen Klettersteigpassage genau an den Einstieg beider Routen. Die „Intifada“ zieht schräg links über eine große Reibungsplatte hinauf. Ca. 30 Minuten vom Parkplatz.

Route LILITH 9+ (8 obl.)

Die Route „Lilith“ 9+ (hell glänzende Bohrhaken ohne Schraube) liegt unmittelbar rechts neben der „Intifada“. Sie ist vergleichbar schön, aber etwas schwerer. Während man bei „Intifada“ zwischen den Haken 8- klettern können sollte, so muss man bei Lilith noch einen halben Grad mehr einrechnen. Die Schlüsselstelle 9+ in der letzten Seillänge ist auch gut mit Hakenhilfe zu entschärfen.

Länge Ca. 240m – 9 Seillängen

Schwierigkeit
Fast durchgehend im oberen 8. bis oberen 9. Grad

Material
Die Route ist vollständig mit Bohrhaken ausgerüstet. Keile und Friends sind nicht nötig.

Abstieg
Über beide Routen kann mit einem 55 Meter Doppelseil abgeseilt werden.

Tipp
Die Wand liegt bis Mittags im Schatten, so dass es früh morgens noch ganz schön frisch sein kann.

Führer
Alle wichtigen Infos und Topos findet man im aktuellen Auswahlführer vom Panico Verlag mit dem Titel: „Rätikon Süd“