Februar 2013
Kurz vor der “Rente” – Ein Weltrekord im Höhenbergsteigen
Letzten Sommer gelang den Engländern Rick Allen (58) und Sandy Allan (56) eine außergewöhnliche Leistung im Höhenbergsteigen die mit einem schier unglaublichen Weltrekord gleichzusetzen ist…
Die MAZENO-RIDGE am 8125m hohen Nanga Parbat ist mit mehr als 9 Kilometern der längste Gipfelgrat auf einen freistehenden Berg.
Schon mehrfach versuchten sich seit Ende der 80er Jahre einige der besten Alpinisten der Welt an das Projekt der gesamten Überschreitung. Doch bisher schaffte man nur ein Drittel des Grates und zwar genau bis zum Point of no Return. Wer dort drüber hinaus steigt, muss sich im Klaren sein, dass der Weg zurück nur noch über den in den 6 Kilometer Entfernung liegenden Gipfel geht.
Diese Vorstellung trieb bisher allen Aspiranten die Angst in die Knochen, so dass sie die letzte einigermaßen sichere Fluchtmöglichkeit nutzen, um einem vermeindlichen Drama zu entgehen.
Was die beiden britischen Extrembergsteiger Rick Allen und Sandy Allan mit ihrer 18-tägigen Kletterei im lupenreinen Alpinstil vollbrachten, ist ein Meilenstein des Expeditionsbergsteigens und mit nur wenigen, bisher dagewesenen Leistung an den Bergen der Welt zu vergleichen.
Wer also meint, dass Leistungsfähigkeit im Extrembergsteigen etwas mit Jugendlichkeit zu tun hat, sollte sich die ganze Geschichte mal genau durchlesen.
Ich selbst habe die bisherigen „Mazeno-Projekte“ über viele Jahre verfolgt und konnte mir nicht vorstellen, wie man ein solches Unternehmen ohne Hilfe von außen (z. B. Material und Verpflegungs-Depots mit Hubschrauber) verwirklichen kann. Allein schon das Gewicht der Kletterausrüstung incl. den Seilen, dem Schlafsack, dem Zelt, der Verpflegung und den Gaskartuschen für ca. 20 Tage ist kaum zu tragen. Zumal die Kletterei im Bereich von 8000 Metern mit dem IV Grad der schottischen Mixed Skala (nicht zu vergleichen mit der UIAA-Kletterskala) eingestuft wurde.
Ausschnitt aus dem Tourenbericht:
Gipfeltag – Das Drama nimmt seinen Anfang
Im Basislager geht das Warten weiter, und es vergehen lange Stunden ohne Neuigkeiten. Doch weit über unseren Köpfen spielt sich ein Drama ab.
Nach einem Ruhetag brechen Rick und Sandy am 14. Juli – ihrem 13. Tag am Berg – zu ihrem zweiten Gipfelversuch auf. Sie beschließen, nicht weiter dem direkten Grat zu folgen, sondern ihrer Abstiegsspur des Fehlversuches am 11. Klettertag.
Anm. An diesem Tag scheiterten sie an den schwierigen Gratzacken des Gipfelgrates und kehrten enttäuscht über eine lawinengefährliche Schneeflanke zu ihrem Biwakplatz zurück.
Auf Grund des Winds war die Spur der vergangenen Tage jedoch nicht mehr zu sehen.
„Das Zelt wäre zu schwer gewesen“, berichtet Rick, „also haben wir nur die Schlafsäcke ohne Matten mitgenommen. Denn wir wollten nach dem Erreichen des Gipfels sofort über die Damir Flanke ins Tal absteigen.”
Auf 7700m graben die beiden schließlich erneut eine Höhle, da sie keine Chance sahen an diesem Tag den höchsten Punkt zu erreichen.
Am nächsten Tag, dem 15. Klettertag, quälten sie sich bis zum Gipfelplateau in knietiefem Schnee.
„Um 14 Uhr kamen wir an“, erzählt Sandy, „aber es herrschte Nebel, und wir suchten den höchsten Punkt. Wir machten hunderte von Bildern von uns auf kleinen Graten trotzdem wir wussten, dass ein Haken und ein Pflock am Gipfel stehen. Doch wir fanden nichts. Endlich um 17 Uhr brach die Sonne durch. Schnell erkannten wir, dass wir zu weit über einen Grat abgestiegen waren und nun nochmals zum richtigen Gipfel hoch mussten. Welch eine Qual.“
Anschließend stiegen beide wieder zu ihrem letzten Biwak-Schneeloch zurück. Doch dort funktionierte Ricks Feuerzeug nicht mehr. Die verbleibenden Streichhölzer steckten in einer zerquetschten Dose, und die Zündköpfe ließen sich nicht mehr reiben. Die beiden versuchen alles Mögliche, um den Kocher anzubekommen, aber nichts half. Kein Feuer, kein Wasser, kein Essen…
Ausschnitt aus dem Bericht der Zeitschrift Vertical.
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