Thron – Alpines Eisklettern im Averstal
Für den beeindruckenden Wasserfall im Averstal hätte man keinen besseren Namen finden können als „Thron“
Schon lange wollte ich diesen Klassiker begehen, doch nie hat es geklappt. Entweder musste ich arbeiten, wie so oft im Winter, oder es fand sich kein geeigneter Partner. Doch heuer sollte es endlich passen.
Mit Flori, meinem guten Freund und Nachstiegs-Kletterpartner, fuhr ich Ende Januar
ins Averstal. Leider hatten wir keine Literatur und keine Information über die Verhältnisse parat. Doch so schwer sollte dieser riesige Eisfall nicht zu finden sein. So war es dann auch. Direkt neben der Straße bäumte sich die Kaskade vor uns auf. Ein atemberaubender Anblick…
Sofort packten wir unsere Ausrüstung und folgten erkennbaren Fußspuren durch den tiefen Schnee in Richtung Einstieg. Überraschenderweise endeten diese aber kurz vor Beginn des mächtigen Eiswasserfalles.
Warum die Kletterer vor uns umdrehten, war für uns im Moment nicht nachvollziehbar. Vielleicht wegen der Wärme, dachten wir uns. Zügig seilten wir uns an und stiegen flott die unteren Steilstufen hinauf. Die Verhältnisse waren gut, wenn auch manchmal sehr soft (wässrig). Im steilen Abschnitt, als es dann richtig zur Sache ging, musste ich feststellen, dass aus dem oberen Teil eine Wasserfontäne heraus schoss, welche die Eiskaskade in einigen Bereichen stark in Mitleidenschaft zog. Die Schrauben ließen sich nur kurz ansetzen, bevor sie im Hohlraum leer durchdrehend verschwanden. Eine etwas ungute Situation, da sich Flori im Nachstieg hin und wieder ins Seil setzen musste. Seine Ausdauer war doch etwas überfordert, was mir am Stand ein flaues Gefühl in der Magengegend verursachte. So schnell als möglich verankerte ich meine Eisgeräte“ als zusätzliche Sicherung im Softeis und schnaufte tief durch.
Um meine Nerven nicht weiter unnötig strapazieren zu müssen, suchte ich nach einer trockeneren Umgebung am äußeren Rand des Falles. Unmittelbar neben der Plattenwand waren die Felsen zwar recht gut glasiert und weniger nass, dafür umso dünner die Eisauflage. Also hieß es vorsichtiger schlagen und wenn überhaupt nur kurze Eisschrauben als Zwischensicherung verwenden.
Am Nachmittag erreichten wir leicht durchnässt aber trotzdem mit einem Lächeln im Gesicht den sonnigen Ausstieg. Auch bei Flori ließ die Anspannung merklich nach. Sein erster großer Wasserfall war geschafft, wenn auch im Nachstieg. Doch das Erlebnis bleibt.
Nach ein paar steilen Abseillängen standen wir bald schon wieder am Auto und entledigten uns der nassen Ausrüstung. Zufrieden stellten wir die Heizung auf „Hochtouren“ und unterhielten uns bei der Heimfahrt noch lange über die Haltekräfte der Eisschrauben bei ungünstigen Bedingungen…
Winter 2012