Kleiner Wilder „Wildenverschneidung“

Kleiner Wilder – Südwestverschneidung

Die Südwestverschneidung am Kleinen Wilden in den Obersdorfer Bergen gehörte in den sechziger und siebziger Jahren zu den härtesten Routen in den Allgäuer Alpen…

 

Nimmt man die Tannheimer Berge die wir Allgäuer so gerne zu den Allgäuer Alpen zählen (liebe Tiroler verzeiht es uns), mal außer acht, dann gibt es bei uns wenig zu holen für den „Alpin orientierten Sportkletterer“. Das stark gestufte und der jahreszeitlichen Witterung unterworfene Dolomitgestein ist alles andere als fest und bietet wenig logische Kletterlinien an den Wänden. Dafür ist die Blumenvielfalt unbeschreiblich groß und bis in hohe Regionen hinauf zu finden.

Doch zurück zum Klettersport. Ein paar steile Felswände gibt es schon an denen Allgäuer Klettergeschichte geschrieben wurde. Gipfel mit steilen Wänden wie die Höfats Nordwand, die Himmelhorn Südwand, die Schneck Ostwand und die große Wildenverschneidung ließen früher den Allgäuer Kletterern ein Schaudern über den Rücken laufen. Kuriose Geschichten kannte man von den Aspiranten und den Wiederholern. Nur die „ganz Wilden“ zog es hinauf in die Oberstdorfer Hochtäler um eine solche Herausforderung zu bestehen.

Heute, 40 bis 50 Jahre nach dieser Kletterepoche, schaut es etwas anders aus. Die Schneck Ostwand ist ein sanierter und beliebter Klassiker. Selbst an der Himmelhorn Südwand und der Wildenverschneidung gibt es nun an den wichtigen Stellen Bohrhaken, so dass auch diese Routen in letzter Zeit wieder öfters geklettert werden. Meist mit dem Anspruch einer freien Begehung. Nur die Höfats Nordwand wird meines Wissens ganz selten wiederholt, obwohl auch hier die Standplätze saniert sein sollen. Brüchiges Gestein mit Gras durchsetzt schreckt den modernen Sportkletterer dennoch ab.

Die „große Südwestverschneidung“ am Kleinen Wilden im Oytal bei Oberstdorf ist ca. 200 Meter hoch, steil, teilweise sogar überhängend und nach Süden ausgerichtet. Schon von weitem erkennt man beim Zustieg eine markante Verschneidung, die den logischen Kletterweg vorgibt. Kaum zu glauben, dass in mitten dieser Allgäuer Grasberge eine derartige Dolomitenwand steht. Auf sieben Seillängen gibt es wenige Meter die den Sechsten Schwierigkeitsgrad unterschreiten und nur eine Stelle die den Siebten Grad überschreitet. Also kontinuierlich schwer, aber nicht „extrem“.

Einen kleinen Schönheitsfehler bzgl. der Absicherung würde ich mit „Hakenmuseum“ umschreiben. Denn im Rahmen mehrerer Sanierungsaktionen wurden alle momentan verfügbaren Bohrhakensorten eingesetzt. Ganz unten vom Sticht-Bohrhaken angefangen, über eloxierte Schwerlastanker, zu Schwerlastanker aus Edelstahl und den modernen Klebehaken findet man alles. Sogar die Normalhaken und Holzkeile aus früherer Zeit stecken noch dazwischen. Da hätte man sich schon einigen können wie die Route gleichmäßig und sinnvoll saniert wird. Trotzdem ist ein kleines Keil- und Friend Sortiment empfehlenswert, da im Verschneidungsgrund die modernen Haken nicht immer im „Plaisier Abstand“ zu finden sind.

Alles in allem ein eindrückliches Erlebnis, wenn man die schöne Radtour durch das Oytal auf die Käseralp mit einbezieht. Denn nach der Tour und einer obligatorischen „Radlermass“ auf der Hütte kann man sich genüsslich aufs Rad schwingen und mit einer rasanten Talfahrt den Klettertag beenden.