Eiger Südwand – Alpines Sportklettern nahe der 4000m Grenze

Die Sonnenwand am Eiger

So gut wie jeder Bergsteiger kennt die Eiger Nordwand. Doch wie sieht es eigentlich auf der gegenüberliegenden Seite aus?

 

Berühmteste Wandflucht der Welt
Die Eiger Nordwand ist wahrscheinlich die berühmteste Wandflucht der Welt. Diesen Nimbus bekam sie sicherlich nicht wegen der schönen Routen. Vielmehr ist es die schier unglaubliche Ersteigungsgeschichte mit vielen tragischen Unfällen.
Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich den Buchklassiker „Die weiße Spinne“ von Heinrich Harrer.

Die Rückseite
Auf der Rückseite des fast Viertausenders sieht es ganz anders aus. Sie ist den meisten Bergsteigern fremd. Nur wer sich zur Mittellegi Hütte begibt, um von dort über den Grat die sicherste und zugleich schönste Route auf den Eiger in Angriff zu nehmen, bekommt Einblick in die sonnenüberflutete Plattenflucht.

Kleingriffig, aber dennoch machbar
Bereits in den dreißiger und siebziger Jahren wurden auch hier zwei Kletterrouten eröffnet, die aber nicht annähernd den Berühmtheitswert der nach Grindelwald gerichteten Schattenwand erreichten. Man suchte den leichtesten Weg zwischen kompakten Felszonen. Dies war damals auch nicht anders möglich, da eine Absicherung im risslosen Kalk mit Normalhaken ausgeschlossen war.
Erst im Sommer 1999 wagten sich die einheimischen Bergführer Resu Leibundgut und Sacha Wettstein mit einer Bohrmaschine bepackt in den steilsten, zum Teil überhängenden Wandgürtel der Südseite. Die Kletterei erwies sich als kleingriffig, aber dennoch machbar.
Fast drei Jahre dauerte es, bis die 22 Seillängen hinauf zum Mittellegigrat respektabel abgesichert und frei geklettert waren.
Danach sprach sich in der „Schweizer Alpinszene“ schnell herum, welch unentdeckter Schatz in dieser vergessenen Wand geborgen wurde. Wiederholer schwärmten von herrlichen Wasserrillen und einem erhabenen Gefühl mit Reibungskletterschuhen am 3900m hohen Mittellegigrat zu sitzen. Die eindrückliche Tiefe bis zu den grünen Almwiesen nach Grindelwald verleiht diesem Aussichtspunkt eine Einzigartigkeit.
Hin und wieder erkennt man dick bepackte Alpinisten, die mit Eisausrüstung aus div. Nordwandrouten zum Gipfel streben und ist fasziniert vom Kontrast der Nord- und Südwandkletterer, welche sich am sonnigen Grat gegenüberstehen.

Keine Plaisier Kletterroute
Doch auch die Südwand sollte nicht unterschätzt werden. Keines Falls ist die „Märmelibahn“ (Murmelbahn), deren Name sich von den tiefen Wasserrillen ableitet, eine Plaisier Kletterroute. Vereinzelte Zonen mit brüchigem Fels, zwingende Kletterstellen im siebten Schwierigkeitsgrad und sich schnell änderndes Wetter auf knapp 4000m machen die Klettertour zu einem besonderen alpinen Unternehmen.

 

Ein Update aus dem Herbst 2011 per E-Mail von Michael Seger:

Hallo Walter,

falls du noch weitere Anfragen zur Märmelibahn bekommst, hier die
aktuelle Bestandesliste (30.8.11) der Biwakhöhle in Wandmitte:

1 Doppelbiwak-Sack
1 Schaumstoff-Mätteli
1 Thermarest-Mätteli, nicht mehr dicht
1 recht warmer Schlafsack
1 Benzinkocher, läuft tiptop
sicher noch 1,5 liter Benzin
1 Pfanne
diverse Esswaren und Werkzeuge, Kerzen, Feuer.

Grüsse
Michael