Artesonraju – Die makellose Pyramide
Von kommerziellen Touren verschont
Der 6025 Meter hohe Artesonraju ist einer der bekanntesten Gipfel der Cordillera Blanca in den peruanischen Anden. Als ehemaliger aktiver Stratovulkan ist seine Form makellos gleichmäßig. Die durchgängig mit Eis überzogenen Flanken sind auf allen Seiten steil und für Alpinisten anziehend. Glücklicherweise von kommerziellen Touren noch verschont, ist die Region um den Berg ursprünglich und einsam.
Internationale Berühmtheit
Der Gipfel selbst, welcher einer riesigen Pyramide ähnelt, befindet sich zwischen zwei Schluchten und erreicht – je nach Bezugsquelle – eine Höhe von 5999 bis 6025 Metern. Er ist das ganze Jahr über mit Schnee und Eis bedeckt und erlangte auf Grund der Vorlage für das Logo der Hollywood Produktionsfirma Paramount Pictures internationale Berühmtheit.
Die wichtigsten Routen
Für die Besteigung sind vier wichtige Routen allgemein beschrieben: Der Nordgrat als leichteste Route der Erstbegeher führt von der Santa-Cruz-Schlucht kommend zum Gipfel. Die Route durch die Südostwand startet über der Lagune des Lake Parón. Sie ist mehr als 700 Meter hoch und bietet Eiskletterei mit einer Durchschnittsneigung zwischen 45 und 55 Grad, wobei auf Grund von Ausaperung die ersten zwei SL und die Erkletterung der Gipfelwechte bis an 70 Grad heranreichen. Die Südwestwand ist 800 Meter hoch und bietet Eiskletterei zwischen 50 und 80 Grad. Große Eisabbrüche im Gipfelbereich bedrohen den Aufstieg von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Der wenig begangene Ostgrat ist zwischen 40 und 50 Grad steil und wird auf Grund der Länge meist in zwei Tagesettappen erklettert.
Der Gipfelkamm des Berges ist wegen der Fragilität von überhängenden Séracs berüchtigt. Zu Beginn der Bergsteigersaison besteht sehr oft hohe Lawinengefahr in den Wandbereichen. Als optimale Kletterzeit für den Artesonraju wird Mitte Juni bis Anfang August vorgeschlagen.
Die Erstbesteigerung erfolgte am 19. August 1932 durch E. Hein und E. Schneider.
Erklärung
Stratovulkane auch Schichtvulkane (von lateinisch „stratum“ = „Schicht“) genannt, sind aus einzelnen Schichten von Lava und Lockermassen aufgebaute Vulkane. Man erkennt sie an ihrer relativ steilen, spitzkegeligen Form. Aufgrund der grauen, nicht glühenden Förderprodukte werden sie gelegentlich auch als graue Vulkane bezeichnet.
Der höchste Schichtvulkan der Erde ist der Nevado Ojos del Salado in Chile mit 6.887m.
(Quelle: Wikipedia)
Weitere Infos
In den letzten Jahren gingen die Begehungszahlen auf Grund steigender Temperaturen durch den Klimawandel und der damit verbundenen Gletscherveränderung stetig zurück.
Der Zustieg zum Wandfuß wird durch große Spalten erschwert. Am Einstieg der jeweiligen Routen ist je nach Verhältnissen mit ca. 70 Grad steiler Mixedkletterei zu rechnen. In der Eiswand selber fanden wir bei unserer Begehung im Juli 2010 unheimlich lockeren „Zuckerschnee“ vor. Eine Sicherung mit Eisschrauben war nicht möglich. Deshalb verzichteten wir auf ein Seil.
Grundsätzlich gibt es so gut wie keinen richtigen Normalweg am Berg, was bedeutet, dass man über die Aufstiegsroute auch wieder absteigen muss. Dies stellt eine zusätzlich hohe psychische sowie physische Beanspruchung dar.
Die Temperaturen sinken nachts auf ca. minus 15 Grad Celsius. Tagsüber steigt das Thermometer weit in die Plusgrade, was für den Organismus belastend hinzu kommt. Extremer Flüssigkeitsmangel ist die Folge.
Dennoch gehört die Besteigung des Artesonraju auch heute noch zu den besonders lohnenden und herausragenden Zielen in den Anden. Sofern man ihn nicht unterschätzt!
Stand: 2010